Reisen mit dem Zug ist die umweltfreundlichste Art und Weise, um von A nach B zu kommen – wenn man mal vom Fahrrad und den eigenen Füßen absieht, die bei längeren Strecken beide nur langfristig zielführend sind. Damit hat es sich dann auch schon mit den Vorteilen der Bahn. Sie ist permanent zu spät, Züge fallen aus, die Reisen dauern ewig und sie ist auch noch viel zu teuer. Doch stimmt das? Wir räumen in diesem Artikel zumindest mit letzterem Vorurteil auf und zeige, wie man (fast) unschlagbar günstig mit dem Zug reisen kann.
1. Sparpreise buchen
Bei der Bahn gibt es für jede Strecke ein bestimmtes Kontingent an Spar- und Supersparpreisen. Mit dem Super Sparpreis kannst du ab 17,50€ und mit dem dem Sparpreis ab 21,10€ in ganz Deutschland fahren. Wenn du noch eine Bahn Card hast, bekommst du darauf zusätzliche 25%. Beide Angebote gibt es sogar auch für Reisen ins Ausland. Für 18,90€ bzw. 22.40€ kommst du dann von Kiel nach Amsterdam oder von München nach Prag.
Allerdings gilt hier wie bei allen Buchungen bei der Bahn: Früh buchen lohnt sich! Wer nur eine Woche vor Reisebeginn buchen möchte, hat oft schlechte Karten, was die Sparpreise angeht. Bei Sparpreisen gilt es allerdings zu beachten, dass es eine Zugbindung gibt, das heißt, du musst in den angegebenen Zügen fahren und kannst nicht spontan früher oder später fahren. Benötigst ihr mehr Flexibilität, ist der teurere Flexpreis etwas für dich.
2. Bahncard kaufen
Das wichtigste für das günstige Zugfahren ist eine BahnCard. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: die BahnCard25 und die BahnCard50. Beide reduzieren den eigentlichen Preis um 25% bzw. 50%. Allerdings muss man hier auf ein paar Feinheiten achten. Die BC25 ist besonders geeignet, wenn man oft längere Strecken mit IC, ICE oder EC und selten kurze mit Regionalbahnen fährt, da man mit ihr 25% auf alle Sparpreise bekommt. Das heißt, dass man ein Ticket des Sparpreises für 15,80€ bekommt. Bei der BC50 gibt es 50% Rabatt auf die Flexpreise sowie auf Fahrten mit dem Regionalverkehr. Möchtest du einen Sparpreis buchen, bezahlst du auch damit „nur“ 25% weniger.
Ein Beispiel: Ich möchte mit dem Zug von Kiel nach Stuttgart fahren. Mit der BC25 kostet mich der Sparpreis genauso viel wie mit der BC50.
Bei der Strecke Tübingen nach Stuttgart, die man nur mit dem Regionalzug fahren kann, bezahle ich mit der BC25 7,70€ und mit der BC50 nur 5,15€.
Bevor du dir also eine BahnCard kaufst, solltest du abwägen, welche Strecken du am häufigsten fährst. Je nach Alter gibt es dann auch noch Unterschiede im Preis. Am besten kannst du das hier selbst nachlesen.
3. Flexibel sein bei den Abfahrtszeiten
Gerade wenn kurzfristig gebucht wird, kann es sein, dass es Sparpreise nur noch zu unangenehmen Uhrzeiten gibt. Wenn man diese aber akzeptiert, kann so schnell viel Geld gespart werden.
4. Zu weit buchen
Das klingt erst einmal komisch, mit ein bisschen rumtricksen klappt aber auch das. Ist für einen bestimmten Zielort, insbesondere nahe der deutschen Grenze, kein Sparpreis mehr verfügbar, kann man versuchen, ein Europaspezial in eine andere Stadt zu buchen. Optimalerweise führt diese Verbindung sogar durch das Ziel und man muss nur aussteigen. Falls nicht, kann sich ein kleiner Umweg lohnen.
Beispiel: Das Ziel ist Rostock, es gibt aber keine Sparpreise mehr. Ich buche also ein Europa Spezial Ticket nach Kopenhagen und steige in Hamburg in einen Zug nach Rostock um. Zugegeben: Das ist bei der Buchung etwas kompliziert und es funktioniert nicht immer, kann aber doch manchmal beim Sparen helfen.
5. Nicht bei der Bahn direkt buchen
Auf der Seite bahn.ltur.com können auch sehr kurzfristig noch günstige Tickets gekauft werden. So konnten wir oft auch für Reisen am kommenden Tag noch Tickets kaufen, die bei einer Buchung bei der Bahn direkt um ein vielfaches teurer gewesen wären.
6. In Gruppen reisen
Wer mehrere Bundesländer durchquert, ist mit dem quer-durchs-Land-Ticket günstig beraten. Das Ticket für die erste Person kostet dabei 42€, für jede weitere zusätzlich 6,50€. Wer also zu dritt reist, bezahlt pro Person 20€. Kleiner Nachteil: Es dürfen nur Regionalzüge und S-Bahnen genutzt werden. Bei langen Strecken sollte man also viel Zeit einplanen.
Für Reisen innerhalb eines Bundeslandes, ist das jeweilige Länderticket sehr nützlich. Hier variieren die Preise von Land zu Land etwas.
7. Keinen Platz reservieren
Es gibt bei der Bahn die Möglichkeit, sich einen Sitzplatz zu reservieren. Für 4,00 € pro Zug kann man entspannt am Bahnsteig stehen und muss sich keinen Sorgen darüber machen, ob man die nächsten Stunden im Stehen verbringen muss. Dieses Geld kann man sich aber nach meiner Erfahrung sparen. Wir fahren sehr viel Zug und waren bisher nur einmal in einem Zug, der so voll war, dass wir stehen mussten – und das auch nur bis zur nächsten Haltestelle. Sollte es wirklich keinen Sitzplatz geben, kann man sich auch ins Bordrestaurant setzen und einen Kaffee trinken, der kostet weniger als die 4,00 €.
8. Alternative Anbieter nutzen
Der größte Alternative Anbieter von Fernverbindungen ist FlixTrain mit drei Verbindungen innerhalb Deutschlands und in naher Zukunft das Streckennetz ausbauen möchte.
Für Reisende aus und in NRW könnte sich zudem ein Besuch bei Thalys lohnen. Dort sind u.a. Aachen, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Essen und Duisburg im Angebot. Dort werden insbesondere Reisen in die Niederlande und Belgien angeboten aber auch Paris und London sind im Angebot (danke für diesen Tipp von einem/r Leser*in!). Leider ist es nicht einfach, der Bahn auf diesem Gebiet Konkurrenz zu machen, weshalb die Zahl der alternativen Anbieter noch sehr gering ist.
Es hat eine Weile gedauert, bis wir diese Möglichkeiten herausgefunden haben und es ist beim besten Willen nicht einfach, bei der Bahn den Überblick zu behalten. Diese Tipps werden aber hoffentlich dabei helfen, sich bei der nächsten Reise für den Zug zu entscheiden.
Wir sind uns sicher, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt, ein günstiges Bahnticket zu ergattern. Falls du da noch weitere hast, so lass es uns doch über einen Kommentar unten wissen.
In diesem Sinne eine gute nächste Reise!
Manchmal ist es auch sinnvoll, Tickets in mehreren Abschnitten zu buchen, beispielsweise wenn man weitgehend nur durch ein Bundesland fährt. Dann kommt für den Abschnitt bis zur Landesgrenze ein Länder-Ticket oder ein Regio120-Ticket in Frage und danach nochmal eine Einzelfahrt als Anschlussfahrschein.
Beispiel: Ich fahre von Halle (Saale) nach Perleberg. Da sagt die Bahn, das kostet über 30€. Wenn ich aber ein Regio120+-Ticket bis Wittenberge für 20€ (oder ein Sachsen-Anhalt-Ticket, wenn die Gruppe aus mehr als 1 Person besteht) kaufe und dann für etwa 2€ eine Einzelfahrt Wittenberge -> Perleberg, reise ich für unter 25€.
Apropos Länder-Ticket: man kann sich auch immer Mitfahrer suchen und dann kräftig sparen. Brandenburg-Berlin-Ticket Single 22€, für 5 Personen 29€ – bei 5 Personen also unter 6€ pro Nase.
Für NRW (bis Dortmund) und die BeNeLux-Länder gibit es auch noch Thalys; die bieten auch günstige Frühbuchertickets an.
Super, vielen Dank! Deinen Tipp habe ich im Artikel ergänzt