Kleidung und Umwelt

Kleidung und die Auswirkungen auf die Umwelt

Durchschnittlich besitzt jede*r Deutsche 95 Kleidungsstücke, etwa jedes fünfte davon wird nie getragen und die gesamte Textilproduktion verursacht in nur einem Jahr über eine Milliarde Tonnen CO2, mehr als alle internationalen Flüge und Schifffahrten zusammen. Die Wahl und die Nutzung unserer Kleidung hat Einfluss auf unserer eigene Gesundheit, die von unseren Mitmenschen aber auch auf die Umwelt. In den kommenden Wochen planen wir eine Artikelserie zum Thema Kleidung, in denen wir die verschiedenen Aspekte beleuchten wollen. In diesem Artikel setzen wir uns mit den sozialen Folgen der Modeindustrie auseinander. Im diesem Artikel geht es um Mode und ihren Einfluss auf unsere Umwelt. Wir schauen uns den gesamten Weg eines Kleidungsstücks an aber natürlich auch, wie wir selbst positiven Einfluss haben können. Dann lass uns mal loslegen!

Die anderen Artikel unserer Serie

  1. Fast Fashion

Die Rohstoffe für unsere Kleidung

Unsere Kleidung besteht meist aus Baumwolle und/oder Kunststofffasern wie Polyester oder Elasthan. Für den Anbau der Baumwolle wird dabei besonders viel Wasser benötigt. Tatsächliche werden 16 Prozent der Insektizide weltweit auf Baumwollfeldern gesprüht. Der Baumwollanbau gehört dadurch zu den größten Verursachern des Insektensterbens. Das Water Footprint Network hat berechnet, dass für ein durchschnittliches Baumwoll-T-Shirt knapp 2.500 Liter Wasser benötigt werden. Das schließt den Anbau der Baumwolle ein aber auch die Produktion, Verpackung und Entsorgung. Über den gesamten Produktionszyklus würden theoretisch 325 Liter Wasser benötigt, um das im Zyklus verschmutzte Wasser so weit zu verdünnen, damit spezifische Standards für Wasserqualität wieder eingehalten werden können.

Neben den natürlichen Fasern gibt es auch noch sogenannte synthetische Chemiefasern. Darunter fallen zum Beispiel Fasern aus Polyester, Polyamid oder auch Elasthan. Sie werden aus Erdöl gewonnen und durch unterschiedliche Verfahren hergestellt. Der Vorteil an Erdöl ist, dass mit ein und demselben Rohstoff verschiedene Kunststofffasern hergestellt werden können, die reißfest und lange haltbar sind. Leider ist auch genau das das Problem: sie sind zu lange haltbar, wenn sie nicht fachgerecht verwendet oder entsorgt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass es keine großen landwirtschaftlichen Flächen benötigt und dass es insgesamt günstiger ist als Naturfasern (Quelle). Allerdings werden allein für die Herstellung von Polyester jährlich 70 Millionen Barrel Erdöl benötigt – umgerechnet sind das 11 Milliarden Liter. Pro Tonne Polyesterfasern werden dadurch 9,5 Kilogramm CO2 ausgestoßen – zum Vergleich: bei konventioneller Baumwolle sind es 1, 7 Kilogramm.

Nun haben wir also angeschaut, wie das Rohmaterial für unsere Kleidung hergestellt wird und welche Probleme damit einhergehen. Dann wird es jetzt Zeit, die Produktion unserer Kleidung genauer unter die Lupe zu nehmen.

Die Herstellung

Für die Herstellung von einem Kilo Kleidung wird bis zu ein Kilo Chemikalien benötigt, um die Kleidung zu färben, zu Waschen, um später Schweißgeruch zu verhindern oder auch um sie wasser- und schmutzabweisend zu machen. Die Chemikalien können, krebserrgend, hormonell wirksam, und organ- und nervensystemschädigend sein (Quelle). Auf die gesundheitlichen Folgen auf uns als Käufer*innen aber auch auf die Menschen in den Herstellungsländern werden wir in einem extra Artikel genauer eingehen.

Ein großer Teil der Chemikalien ist schwer abbaubar und können in den biologischen Kläranlagen nur bedingt reduziert werden. In Ländern wie China oder Indien gelangen diese Stoffe deshalb oft in die Flüsse, da die Abwasserbehandlung häufig nicht ausreicht oder das Abwasser zum Teil gar nicht gereinigt wird (Quelle). Die Folge: Tieren, die in und um das Wasser leben, wird die Lebensgrundlage genommen und sterben – gleiches gilt dann für die dort lebenden Menschen wie Fischer*innen, die ihre Familien dann nicht mehr ernähren können. Auch das Wasser ist nicht mehr trinkbar. Aufgrund der Wasserknappheit sorgt das dann für Krankheiten bei der lokalen Bevölkerung (Quelle). Es gibt zwar in einigen Fabriken Kläranlagen, allerdings sind diese aus Kostengründen meist nicht aktiv.

Es entstehen allerdings nicht nur Umweltschäden durch die Herstellung vor Ort, sondern auch durch die Transportwege. Bevor ein Kleidungsstück in Europa über die Ladentheke geht, hat es oft eine Weltreise hinter sich: Baumwolle aus Indien, gestrickt in Marokko, gebleicht in China, gefärbt in Bangladesch und genäht in Taiwan. Das geht natürlich einher mit großen CO2-Emissionen. Trotzdem hat der Transport nur einen kleinen Anteil an den CO2-Emissionen unserer Kleidung.

Insgesamt entfallen auf die Herstellung und den Transport etwa 40% der Emissionen, wenn man den gesamten Lebenszyklus der Kleidung anschaut. Der Anteil des Transports kann sich aber noch entscheidend erhöhen. Wenn man für ein T-Shirt z.B. eine 40km lange Auto-Anfahrt hat, hat das in etwa die gleichen Auswirkungen auf die Erderwärmung wie der gesamte Lebenszyklus des T-Shirts.

Der Löwenanteil der Umweltschäden entfällt allerdings auf unseren Gebrauch. Und darum geht es jetzt.

Unser Gebrauch

Am bekanntesten ist sicherlich das Mikroplastikproblem. Durch das Waschen von Kleidung aus Kunststofffasern, geht Mikroplastik, d.h. Fasern, die kleiner als 5mm sind, ins Abwasser. Tatsächlich entfallen pro Person und Jahr knapp 77g Mikroplastik aus dem Faserabrieb der Textilwäsche – damit rangiert diese Art des Mikroplastiks „nur“ auf Rang 10. Am meisten Mikroplastik wird durch den Pkw-Reifenabrieb produziert, nämlich fast ein Kilogramm. Hochgerechnet auf die Bevölkerung sind das bei der Textilwäsche aber trotzdem noch knapp 6.500 Tonnen pro Jahr, von denen bis zu 97% dann von Kläranlagen gefiltert werden. Verbleiben aber trotzdem noch mindestens 200 Tonnen, die in Deutschland im Abwasser landen.

Tatsächlich geht aber gut die Hälfte der Umweltauswirkungen unserer Kleidung auf das Konto des Waschens und Trocknens. Das hat zwei Gründe: einerseits die Inhaltsstoffe des Waschmittels und andererseits die Waschtemperatur und Waschmenge.

Duftstoffe, Konservierungsstoffe und Füllstoffe

Viele Waschmittel enthalten Duftstoffe, die nicht biologisch abbaubar sind und zudem auch noch Allergien auslösen können. Außerdem werden häufig antibakterielle Inhalts- und Konservierungsstoffe verwendet, damit Bakterien in der Kleidung abgetötet werden. Das Problem: diese Stoffe töten auch die nützlichen Bakterien in den Kläranlagen ab. Über die Kläranlage gelangen sie auch in Gewässer, wo sie Mikrolebewesen schädigen.

Auch wer denkt, bei einer XXL-Packung Geld und Ressourcen zu sparen, ist leider auf dem Holzweg. Das Waschmittel in diesen Packungen sind häufig mit Salz als Füllstoff gestreckt. Dieses Salz kann ebenfalls nicht geklärt werden und landet wieder in den Gewässern (Quelle).

Das Waschen

Waschen verbraucht sehr viel Energie. Entscheidend ist dabei insbesondere die Waschtemperatur: Wenn ich statt 60°C mit 30°C wasche, benötige ich fast 40% weniger Energie und es wird nur halb so viel Wasser benötigt, da weniger Strom verbraucht wird und die großen Mengen Wasser, die zur Kühlung bei der Stromproduktion verwendet werden, dadurch geringer werden. Allein dieses Beispiel zeigt, dass wir die Umweltauswirkungen unserer Kleidung, zumindest teilweise, auch aktiv zu Hause beeinflussen können.

Die Entsorgung

Irgendwann geht jedes Kleidungsstück kaputt, pro Jahr und Person sind das in Deutschland immerhin 4,7 Kilogramm. Ein Teil der Kleidung wird schon durch Retouren im Online-Handel vernichtet. Wie viel das ist, ist nicht bekannt aber in einer Studie hat die Hälfte der Unternehmen angegeben, einen Teil der Retouren direkt zu vernichten. Was aber, wenn wir die Kleidung ausgetragen haben? Natürlich gibt es die Möglichkeit, die Kleidung in einen Altkleidercontainer zu geben. Allerdings gibt es gar nicht so viele Bedürftige in Deutschland wie Kleidung entsorgt wird. 90% der Kleidungsstücke werden an kommerzielle Altkleidersammler verkauft und werden damit zur Ware. Hinzu kommt, dass inzwischen Kleidung oft von so minderwertiger Qualität ist, dass sie nicht mehr recyclebar ist.

Lösungen

Probleme über Probleme aber es gibt natürlich auch Lösungen. Für die Umweltauswirkungen im Anbau der Baumwolle gibt es die Lösung auf Kleidung aus Biobaumwolle zu setzen sowie möglichst auf Kunststofffasern zu verzichten. Es gibt inzwischen auch Kleidung aus Bambus oder auch Holzfasern. Außerdem kannst du auf Kleidung zurückgreifen, die komplett in Deutschland produziert wird und darauf achten, möglichst umweltfreundlich den Klamottenladen zu erreichen.

Während des Gebrauchs ist es sinnvoll, auf Waschmittel ohne Duftstoffe, Weichspüler (sie enthalten Duft- und Konservierungsstoffe) und Füllstoffe zu achten. In der Regel kannst du da biologisch hergestellten Waschmitteln vertrauen. Wir haben dir in einem extra Artikel einmal zusammengefasst, wie du möglichst umweltfreundlich waschen kanst.

Und zu guter Letzt: die Kleidung so lange wie möglich tragen. Wenn du sie selbst nicht mehr tragen möchtest, ist es sinnvoll, sie in einen 2nd-Hand-Laden zu bringen oder z.B. über Kleiderkreisel zu verkaufen. Für seriöse Altkleidercontainer, gibt es ebenfalls zwei Label, denen du vertrauen kannst. So wird deine noch tragbare Kleidung möglichst weiterverwendet und nicht direkt in Putzlappen oder ähnliches verarbeitet.

So, das war es mit dem, zugegebenermaßen, langen Artikel zum Thema Umwelt und Mode. Respekt, wenn du es bis hierhin geschafft hast ;-). Welche Tipps fallen dir noch ein, um den eigenen Kleiderschrank umweltfreundlicher zu machen? Schreibe sie doch unten in die Kommentare!

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