Weltweit gibt es über 100 verschiedene Siegel, die Kleidung als nachhaltig ausweisen sollen. Es ist offensichtlich, dass der Großteil davon nicht das halten kann, was man von ihnen erwartet. Als normaler Mensch beim Einkaufen kann man da nicht mehr durchblicken, da man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Um den zukünftigen Kleidungskauf einfacher zu machen, stellen wir euch hier die Siegel vor, die Umwelt- und Sozialstandards am wichtigsten nehmen und an denen man sich für nachhaltige Kleidung orientieren kann.
1. Global Organic Textile Standard (GOTS)
Marken, die GOTS-zertifizierte Kleidung verkaufen, werden jährlich unabhängig auf Herz und Nieren geprüft. Hier müssen für dieses Siegel die Kernnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) erfüllt werden. GOTS-zertifizierte Kleidung kann sowohl im online-Handel als auch im Outdoor-Bereich bezogen werden, aber auch ab und an sogar beim Discounter im Angebot. Bei diesem Siegel wird jedoch auch Kleidung mit Kunstfasern zertifiziert, wobei Kunstfasern leider einen Beitrag zur Mikroplastikflut in unserer Welt leisten.
2. Cradle to Cradle
Bei Cradle to Cradle (C2C) wird in Kreisläufen gedacht. Dabei soll ein Produkt so hergestellt werden, dass es am Ende entweder kompostiert oder in ein neues Produkt verwandelt werden kann. Dies bezieht sich auch auf Kleidung. C2C hat hierbei fünf Stufen von Basic über Bronze, Silber und Gold bis zu Platin entwickelt. Allerdings ist das Produkt erst ab Stufe Gold für den Kreislauf optimiert. Anbieter dafür gibt es leider nur wenige. Inzwischen gibt es mehrere Unternehmen, die C2C Gold-zertifizierte Kleidungsstücke anbieten, u.a. C&A, G-Star-Raw. Alle teilnehmenden Unternehmen findest du hier.
Dies sind die Siegel, die, nach unseren Informationen, am ehesten Kleidung deklarieren, die tatsächlich nachhaltig im ökologischen und sozialen Sinne produziert wurden.
Es gibt noch einige weitere Siegel, die allerdings nur einen Bereich beinhalten:
3. Fair Wear Foundation
Bei Kleidung mit diesem Siegel kann man sich sicher sein, dass soziale Standards eingehalten wurden. Hierbei sind Zwangs- und unangemessene Kinderarbeit verboten (d.h. Kinder müssen die Schule beendet haben), Gewerkschaften dürfen gegründet werden und ein zum Leben ausreichender Lohn muss ausbezahlt werden. Außerdem dürfen nicht mehr als 48 Stunden pro Woche gearbeitet werden. Im Grunde genommen setzt diese Zertifikat „nur“ die Kernnormen der ILO um. Ökologische Standards werden hierbei jedoch nicht berücksichtigt.
4. Fairtrade Textilstandard
Mit diesem Standard sollen auch Arbeiter*innen in der Textilindustrie von den Fairtrade-Vorteilen profitieren, darunter bessere Löhne, gestärkte Arbeiter*innenrechte, sichere Arbeitsbedingungen und Schulungen. Neben Fair Trade Baumwolle werden auch noch weitere „verantwortungsvoll produzierte Fasern“ (Zitat von Fair Trade Deutschland) zugelassen.
In unserer Auflistung haben wir bewusst die bekannten Siegel EU Ecolabel und Öko-Tex Standard 100 nicht aufgenommen. Ersteres hat zu schwache Kriterien, zudem sind die Grenzwerte schwächer als bei den anderen Siegeln. Öko-Tex Standard 100 untersucht hingegen den Produktionsprozess in keiner Weise, sondern prüft lediglich die Schadstoffrückstände am Endprodukt. So wird zwar sichergestellt, dass am Ende keine Schadstoffe in der Kleidung sind, für den Produktionsprozess wird das aber nicht geprüft.
Wir hoffen, dass wir mit dieser Auflistung etwas Licht ins Dickicht gebracht haben. Es ist schwierig bei der großen Anzahl an Siegeln den Überblick zu bewahren. Wenn man sich allerdings an einige wenige Siegel hält, ist man auf einem guten Weg. Natürlich hoffen wir, kein Siegel vergessen/übersehen zu haben. Sollte dies der Fall sein, würden wir uns über einen Kommentar unten freuen!
Hallo Phillipp,
toller und informativer Beitrag über dieses Thema. Nachhaltige Klamotten gibt es ja immer mehr aber auch viele Siegel. Gut, dass du da mal ein wenig Licht ins Dunkel gebracht hast. Vielen dank 🙂
Liebe Grüße Basti
Sehr schöner Beitrag! Leider wird auch immer mehr Schundluder mit den Siegeln betrieben, je mehr diese an Bedeutung gewinnen. Gerade auf Amazon finden sich einige Hersteller, die mit GOTS und Co. werben ohne jeglichen Hinweis auf Lizenznummer oder Ähnliches. Wer es nicht besser weiß, glaubt hier guten Gewissens faire Produkte zu kaufen. Ich würde mir daher mehr Aufklärungsarbeit wünschen, wie wir als Konsumenten erkennen können, ob es sich auch wirklich um ein GOTS Zertifiziertes Produkt handelt oder nicht. Schließlich kann jeder wie er will und mag seine Produkte mit dem Logo labeln. Über rechtliche Konsequenzen machen sich da wohl die wenigstens sorgen solange sich damit Geld verdienen lässt oder der Anbieter gar in China sitzt.